Tumorchirurgie ist der Überbegriff für operative Behandlungen von gutartigen und bösartigen Tumoren. Viele, aber nicht alle Tumore können mit Operationen erfolgreich entfernt werden. Ob die Tumorchirurgie zum Einsatz kommt, hängt unter anderem von der Art des Tumors und vom Tumorstadium ab. Während beispielsweise gutartige Vergrößerung der Prostata häufig nicht operativ behandelt werden kann, muss Krebs im Bereich der Harn- und Geschlechtsorgane meist operiert werden. Die Entfernung des Tumors kann in einer Spiegelung (minimal-invasiv, endoskopisch) oder in einer offenen Operation geschehen. Daneben können weitere Operationsmaßnahmen wie die Rekonstruktion von Strukturen notwendig sein.
Eine Tumorchirurgie kann im Prinzip bei den meisten Tumoren durchgeführt werden, in der Praxis wird aber nur ein Teil der Tumoren operiert. Eine ganze Reihe von Faktoren spielt eine Rolle, welche Behandlungsmethode gewählt wird oder ob überhaupt eine Therapie notwendig ist.
Wucherungen im Körper werden in gutartige und bösartige Tumore eingeteilt. Gutartig bedeutet, dass sie nur an Ort und Stelle wachsen und das umgebende Gewebe nur verdrängen. Bösartige Tumore werden Krebs genannt. Sie können zerstörerisch in die Umgebung eindringen und können Metastasen (Tochtergeschwülste) bilden. Metastasen sind Absiedlungen des Tumors, die über den Blutweg in andere Bereiche des Körpers gelangen und dort ebenso wachsen und Schäden anrichten.
Die wichtigsten Tumore der Urologie sind die gutartige Prostatavergrößerung, das bösartige Prostatakarzinom (Prostatakrebs) sowie Harnblasenkrebs, Nierenkrebs und Hodenkrebs. Es können sich aber noch viele weitere Arten von Tumoren entwickeln, unter anderem auch Metastasen von Krebs anderen Ursprungs.
Die gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostata-Hyperplasie, BPH) wird nur operiert, wenn Symptome (z. B. Harnverhalt) bestehen und eine Therapie mit Medikamenten keine wesentliche Besserung bringt. Bei den bösartigen Tumoren bietet sich meist von vornherein eine operative Therapie an. So ist beim Nierenzellkarzinom fast immer eine Teilentfernung oder komplette Entfernung der Niere die beste Behandlungsmethode. Das gilt auch für den Blasenkrebs beziehungsweise für das Urothelkarzinom (häufigste Krebsform der Harnwege), sofern sich keine Metastasen (Tochtergeschwülste) in anderen Körperbereichen zeigen. Prostatakrebs wird meist operiert, wenn er örtlich begrenzt und ohne Metastasen ist. Ob ein Hodenkrebs operativ entfernt wird, richtet sich nach der Zellart und der Ausdehnung.
Die Maßnahmen der Tumorchirurgie sind vielfältig. Der Operateur entscheidet im Einzelfall, wie er vorgeht. Dennoch gibt es für viele Tumore Richtlinien, welche Behandlungsmethode die günstigste Prognose aufweist.
Gutartige Tumore können entfernt werden, wenn sie stören oder wenn das Risiko besteht, dass sich auf ihrem Boden ein bösartiger Tumor bilden kann. Oft wird das wuchernde Gewebe komplett herausgeschnitten, damit es nicht wiederkommt. Das ist aber bei einigen gutartigen Tumoren nicht möglich. Im Speziellen wird die gutartige Prostatavergrößerung meist mit der Methode der TUR-P behandelt, falls eine Operation notwendig ist. TUR-P (transurethrale Resektion der Prostata) bedeutet, dass die Prostata über eine Harnröhren-/Blasenspiegelung (Zystoskopie) ausgeschält wird. Ein spezielles Instrument (Endoskop, Zystoskop) mit einer kleinen Kamera wird in die Harnröhre eingeführt und sendet das Bild auf einen Monitor. Auf diese Weise kann der Operateur unter Sicht das überschüssige Gewebe herausschneiden, meist mit einer stromführenden Schlinge.
Bösartige Tumore sollten, wenn möglich, komplett entfernt werden. Einige Beispiele:
In der Regel werden bei der Operation eines bösartigen Tumors die Lymphknoten mitentfernt, die die Flüssigkeit aus dem Tumorgebiet aufnehmen. So können eventuell mögliche Lymphknoten-Metastasen im gleichen Eingriff beseitigt werden.
Manchmal ist eine Heilung von Krebs nicht möglich. Eine Operation hat dann lediglich den Zweck, Beschwerden zu lindern oder die Funktion von Organen zu verbessern. Es handelt sich dann um eine palliative Operation. In der Urologie können beispielsweise Tumoranteile entfernt werden, um einen Harnabfluss zu ermöglichen.
Nach verschiedenen Tumorentfernungen kann es notwendig sein, Organe zu rekonstruieren. Im Bereich der Harnorgane ist es besonders wichtig, die Harnableitung wiederherzustellen. Zu diesen Möglichkeiten gehören:
Nach der Operation beziehungsweise Therapie von bösartigen Tumoren findet eine Tumornachsorge statt. Diese beinhaltet hauptsächlich, dass regelmäßige Kontrolluntersuchungen vorgenommen werden. Mit den Nachuntersuchungen können mögliche erneut auftretende Tumore erkannt und gegebenenfalls schon frühzeitig behandelt werden.
Bei den Maßnahmen der Tumorchirurgie im Harn- und Geschlechtstrakt kann es zu ganz verschiedenen Komplikationen kommen. Durch die Operation können Blutungen und Nachblutungen, Blutergüsse, Wundheilungsstörungen und Narben ausgelöst werden. Über die Wunden kann eine Infektion des Gewebes geschehen. Strukturen und Organe in der Umgebung der Operation können verletzt werden.
Wird - willentlich oder versehentlich - der Bauchraum eröffnet und es gelangen Keime hinein, so kann es zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung (Peritonitis) kommen. Der Darm kann ebenfalls verletzt werden. Eine Harninkontinenz (Unvermögen, willentlich den Harn zurückzuhalten) oder aber ein Harnaufstau können entstehen. Ebenso kann es zur Zeugungsunfähigkeit oder zu Potenzstörungen kommen. Abhängig von der jeweiligen Operation kann es noch weitere Risiken geben.
Nicht immer müssen Operationen vorgenommen werden, um Tumore zu behandeln. Gerade bei gutartigen Wucherungen ist es oft nicht erforderlich, überhaupt eine Behandlung durchzuführen. Bei einigen Patienten mit Prostatakarzinom reicht es ebenfalls aus, den Patienten regelmäßig zu überwachen und erst bei Bedarf eine Behandlung durchzuführen. Wichtige Methoden abseits der Tumorchirurgie sind bei Krebs die Chemotherapie, die Strahlentherapie und die Hormontherapie. Weiterhin können örtlich begrenzte Methoden wie die Brachytherapie (Einsatz von Strahlenquellen in das Gewebe) oder die Kältebehandlung (Kryotherapie) erfolgversprechend sein.
Letzte Aktualisierung am 11.03.2021.