Die Mikrobiologie ist ein Teilgebiet der Biologie und Medizin, das sich mit winzig kleinen Organismen wie Bakterien, Pilzen, Einzellern sowie Viren beschäftigt. In der klinischen Medizin hat die Mikrobiologie vor allem den Nutzen, dass Krankheitserreger nachgewiesen und behandelt werden können.
Von Seiten der Mikrobiologie können Therapieempfehlungen gegeben werden. Gerade der Geschlechts- und Harntrakt bietet eine Eintrittspforte für eine ganze Reihe von krankmachenden Mikroorganismen. Harnwegsinfektionen spielen eine große Rolle, allerdings sind sie bei Frauen häufiger als bei Männern. Die andere große Gruppe der Infektionen über diese Organen sind die sexuell übertragbaren Krankheiten, welche teils sehr schwerwiegend sind.
Die wesentlichen erregerbedingten Krankheiten, die in der Urologie eine Rolle spielen, sind Harnwegsinfektionen (HWI), weitere Infektionen wie z. B. Hoden- und Nebenhoden-Entzündungen sowie Geschlechtskrankheiten (sexuell übertragbare Erkrankungen, STD = sexually transmitted diseases). Verantwortlich für Infektionen sind Mikroorganismen, nämlich häufig Bakterien und seltener Pilze oder einzellige so genannte Protisten. Oftmals finden auch Infektionen mit Viren statt, die genau genommen nicht zu den Lebewesen gezählt werden. Ferner werden Krankheiten durch Parasiten wie die Krätze zu den Infektionen gezählt.
Eine Harnwegsinfektion (HWI) kann an den verschiedenen Organen des Harntrakts auftreten. Dies sind in aufsteigender Reihenfolge die Harnröhre, die Blase, die Harnleiter und die Nierenbecken. Fast immer ist eine Harnwegsinfektion eine aufsteigende Infektion, bei der die Keime von außen erst in die Harnröhre gelangen und dann weiter nach oben streuen. Bei Frauen treten Harnwegsinfekte bedeutend häufiger auf als bei Männern. Eine Mitursache dafür ist, dass bei Frauen die Harnröhre so kurz ist und die Öffnung relativ nah am After ist, doch auch bestimmte Zellmerkmale und andere Einflüsse spielen eine Rolle bei der erhöhten Anfälligkeit. Die meisten Harnwegsinfektionen sind durch Bakterien bedingt, darunter am häufigsten das Darmbakterium Escherichia coli (E. coli).
Typische Symptome bei einem Harnwegsinfekt beziehungsweise einer akuten Blasenentzündung (Zystitis) sind Schmerzen, die vor allem beim Harnlassen stärker werden, Harndrang, Entleerungsstörungen sowie manchmal auch Blut im Urin. Dringt die Infektion bis in das Nierenbecken vor, so kann diese Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) zu weiteren schweren Symptomen wie Rücken- und Flankenschmerzen und allgemeinen Beschwerden kommen. Gelangen die Erreger über die Blutbahn in den ganzen Körper, so kann es zum lebensbedrohlichen Krankheitsbild der Urosepsis kommen.
Andere Infektionen im Bereich der Geschlechts- und Harnorgane sind die Hodenentzündung (Orchitis) und Nebenhodenentzündung (Epididymitis). Wie an praktisch allen Körperstellen können auch in dieser Region Abszesse (abgekapselte Entzündungen) entstehen.
Sexuell übertragbare Krankheiten sind Infektionen, die durch Geschlechtsverkehr weitergegeben werden können. Zu den Geschlechtskrankheiten gehören beispielsweise:
Die Grundlage für die Diagnose bildet die klinische Untersuchung. Der Patient wird dazu befragt und körperlich untersucht. Einige Erkrankungen wie beispielsweise Harnwegsinfekte oder Feigwarzen haben typische Symptome.
Die eigentliche Mikrobiologie findet jedoch im Labor statt. Dort geschieht der Nachweis der Erreger. Um die Erreger direkt oder indirekt nachweisen zu können, muss eine Probe analysiert werden. Das kann eine Urinprobe, eine Blutprobe, ein Abstrich oder anderes Material vom Körper sein. Nach der Probengewinnung kommen im Labor verschiedene Methoden zum Einsatz, um Krankheitskeime zu identifizieren.
Bakterien können auf einem Nährmedium angezüchtet werden (Bakterienkultur). Darin befinden sich Nährstoffe, auf dem die Bakterien gedeihen. Für die meisten Bakterienarten funktioniert es, dass eine Probe auf einem festen Nährboden (Agarplatte) ausgestrichen und angezüchtet wird. Manchmal ist eine Anzucht nur auf anderem Wege möglich wie z. B. in einer Nährbouillon (Nährflüssigkeit in einer Flasche). Das Nährmedium mit der Probe wird für eine gewisse Zeit (z. B. einen Tag) bei 37°C bebrütet.
Einige der Bakterienarten können nach der Anzucht schon durch den geschulten Blick des Mikrobiologen erkannt werden. Zum genaueren Nachweis werden spezielle Methoden angewendet. So kann ein Ausstrich unter dem Mikroskop betrachtet werden. Besonders nach Anwendung bestimmter Färbemethoden (z. B. Gram-Färbung) können die Bakterien unterschieden werden. Mit einer „bunten Reihe", also Einbringung von Proben in eine Reihe verschiedener Nährmedien, ist ebenfalls eine Unterscheidung möglich. Entweder verfärben sich Stoffe in den Medien charakteristisch (Indikatormedien) oder die Bakterien wachsen nur auf bestimmten Nährstoffen (Selektivmedien).
Eine andere Nachweismethode gegen unterschiedliche Krankheitserreger ist die Kontrolle einer Blutprobe auf Antikörper. Bei einer Infektion bilden sich Antikörper, die spezifisch auf den Erreger sind. Werden sie nachgewiesen, so hat eine Infektion stattgefunden. In einigen Fällen müssen genaue molekularbiologische oder immunologische Nachweisverfahren eingesetzt werden. Das gilt besonders beim Nachweis von Viren, kann aber auch auf andere Erreger angewendet werden. Zu diesen Verfahren gehören ELISA und Western Blot, welche beispielsweise beim HIV-Nachweis angewendet werden, oder PCR.
Bei Bakterien wird im Labor zudem oft ein Antibiogramm erstellt. Hierbei wird getestet, welche Medikamente (Antibiotika) gegen diese Bakterien wirksam und welche unwirksam sind.
Die Therapie der Erkrankungen hängt vom Erreger und vom betroffenen Organ ab. Neben einfachen Maßnahmen (wie viel trinken bei Harnwegsinfekten) kommen meist Medikamente zum Einsatz. Medikamente, die gegen Bakterien wirksam sind, heißen Antibiotika. Entsprechend gibt es Antivirusmittel sowie Arzneimittel gegen andere Erregergruppen.
Letzte Aktualisierung am 11.03.2021.