Die Strahlentherapie (Radiotherapie) oder Bestrahlung ist eine Methode, mit welcher bösartige Tumore (Krebsgeschwülste) behandelt werden können. Damit kann die Strahlentherapie entweder der kompletten Zerstörung oder der Verkleinerung (palliative Therapie) des Tumors dienen.
Die Strahlentherapie kann unter anderem bei Prostatakrebs, Hodenkrebs oder auch Harnblasenkrebs eingesetzt werden. Eine Sonderform der Strahlentherapie ist die Brachytherapie, bei der kleine Strahlenquellen in die Nähe des Krebsgewebes eingebracht werden, um eine langfristige Strahleneinwirkung zu ermöglichen. Die Brachytherapie kommt beispielsweise beim Prostatakarzinom zum Einsatz (Seeds-Implantation).
Die Strahlentherapie kann bei bestimmten Arten und Ausprägungsformen von bösartigen Tumoren vorgenommen werden. Sie kommt in Frage beim Prostatakarzinom (Prostatakrebs), in bestimmten Fällen bei Harnblasenkarzinom (Blasenkrebs) oder auch zur Unterstützung der Therapie bei verschiedenen Arten von Hodenkrebs. Außerdem wird sie bei einigen seltenen Tumoren wie einem Sarkom (Tumor des Bindegewebes) oder dem Wilms-Tumor (ein Tumor der kindlichen Niere) eingesetzt. Die Strahlentherapie kann auch sinnvoll sein bei Tumoren mit Metastasen (Tochtergeschwülsten), also gestreuten Tumoranteilen, die in anderen Geweben weiterwachsen.
Die Brachytherapie als spezielle Methode der Bestrahlung ist für die Behandlung von Prostatakrebs, vor allem bei älteren Patienten in bestimmten Krankheitsstadien, geeignet.
Bei der Strahlentherapie oder Bestrahlung werden von außen Strahlen auf den Körper abgegeben, die gegen den jeweiligen Tumor wirken. Die therapeutische Strahlung besteht aus Elektronen (negativ geladenen Teilchen), die eher oberflächlich wirken, und aus Photonen (Lichtteilchen), die tiefer in das Gewebe eindringen. Die Strahlung wird von einem Gerät, dem so genannten Linearbeschleuniger, erzeugt. Die eintreffende Strahlung führt in den Tumorzellen dazu, dass diese geschädigt werden, sich nicht mehr teilen können und zugrunde gehen.
Besonders wird dies über eine indirekte Wirkung auf das Erbgut (DNA) erreicht, teils auch über direkte Wirkung. Die gesunden Zellen in der Umgebung können Schäden, die durch die Strahlen verursacht werden, besser beheben als Tumorzellen. Bis zu einer gewissen Strahlendosis können die gesunden Zellen sich wieder regenerieren, während mehr Tumorzellen absterben. Da trotzdem Reaktionen in der Umgebung verursacht werden, kommt es zu Nebenwirkungen der Strahlentherapie.
Die Strahlendosis wird in der Einheit Gray (Gy) angegeben. Zur Tumorbehandlung wird meist eine Dosis von 20 bis 100 Gy benötigt, die aber auf die Behandlungstage aufgeteilt wird, beispielsweise 1,8 Gy pro Tag über einige Wochen. Dies heißt fraktionierte Behandlung.
Die Brachytherapie (aus dem Griechischen: Nahbehandlung oder Behandlung aus kurzer Distanz) arbeitet mit kleinen Trägern, die in das Körpergewebe in die Nähe des Tumors eingebracht werden. Von dort aus bestrahlen sie stetig den Tumor, so dass die optimale Langzeitwirkung ausgeschöpft werden kann. Die Strahlung reicht nicht weit und wirkt sich deshalb hauptsächlich auf den Tumor aus. Die Brachytherapie am Prostatakarzinom geschieht mit Hilfe von so genannten Seeds. Seeds sind winzige Stäbchen, die direkt in den Tumor hineingepflanzt werden. Die Strahlenaktivität sinkt stetig ab, so dass sie dauerhaft belassen werden können. Es werden HDR- und LDR-Brachytherapie voneinander unterschieden, je nachdem, wie hoch die Strahlendosis ist (aus dem Englischen: HDR = high dose rate, LDR = low dose rate). Es gibt eine HDR-Brachytherapie der Prostata, bei der die Seeds nach der Behandlungssitzung wieder entfernt werden. Im Gegensatz zur Brachytherapie steht die herkömmliche Strahlenbehandlung, die Teletherapie (Fernbehandlung, weil sie von außerhalb des Körpers erfolgt).
Eine Strahlentherapie kann als alleinige Maßnahme, oft aber in Kombination mit einer Operation oder einer Chemotherapie vorgenommen werden.
Wenn festgelegt wird, dass eine Strahlentherapie durchgeführt wird, ist die Diagnose normalerweise bekannt. Arzt und Patient führen ein intensives Gespräch über die Erkrankung und Behandlung sowie auch über die Ängste und Wünsche.
Neben der körperlichen Untersuchung und Laboruntersuchung kommen bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, Computertomographie oder Kernspintomographie (MRT, Magnetresonanztomographie) zum Einsatz. Ort und Ausdehnung des Befundes werden genau ermittelt. Die Behandlung durch die Strahlentherapie wird geplant und die erforderliche Strahlendosis ermittelt.
Die übliche Form der Bestrahlung erfolgt über einige Wochen täglich von montags bis freitags oder auch jeden Tag. Der Patient befindet sich auf einer Behandlungsliege. Der Körper wird meist gestützt und fixiert, damit auch genau der Tumor getroffen werden kann. Das Personal geht aus dem Behandlungsraum heraus, es besteht jedoch eine beidseitige Sprechverbindung zum Patienten. Der Patient muss ruhig liegen bleiben. Dann wird über Minuten, manchmal auch nur für Sekunden, bestrahlt. Schmerzen treten bei der Strahlentherapie gewöhnlicherweise nicht auf. Beim nächsten Termin wiederholt sich die Prozedur.
Die Brachytherapie (Strahlentherapie am Ort) der Prostata geschieht über die so genannten Seeds, kleine Stiftchen, die in einem Eingriff in das Organ eingepflanzt werden. Diese Operation erfolgt über eine Betäubung mit kontinuierlicher Gabe des Betäubungsmittels in den Rückenmarksraum. Die kleinen Seeds werden mit Hilfe einer Nadel über den Damm an bestimmte Stellen der Prostata gepflanzt. Der Vorgang wird mit Ultraschall über den Enddarm (TRUS, transrektaler Ultraschall) überwacht. Die Seeds bleiben permanent im Körper. Bei der Afterloading-Technik werden sie allerdings am Ende der Sitzung wieder entfernt.
Da sich die Bestrahlung nicht nur auf das Tumorgewebe, sondern auch auf gesunde Zellen auswirkt, kommt es häufig zu Nebenwirkungen. Viele Erscheinungen verschwinden jedoch wieder in Stunden bis Tagen. Um Krebs zu bekämpfen, müssen gewisse Nebenwirkungen in Kauf genommen werden. Zu ihnen gehören Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Appetitminderung und gereizte Hautstellen.
Durch die Strahlentherapie im urologischen Bereich wird nicht selten eine Harnblasenentzündung (Strahlen-Zystitis) ausgelöst. Das kann sich als verstärkter Harndrang mit Blut im Urin und eventuellen Schmerzen auswirken. Auch zu Durchfall mit Blutbeimengung und krampfartigen Schmerzen kann es kommen. In sehr schweren Fällen sind nach der Bestrahlung Vernarbungen, Fisteln (abnorme Gewebsgänge z. B. zwischen Blase und Darm), Inkontinenz (Unfähigkeit, Urin oder Stuhl zu halten) oder Erektionsstörungen möglich. Nach der Bestrahlung steigt zudem das Risiko, dass sich neue Tumore entwickeln.
Bei der Seeds-Implantation (Brachytherapie) kommen die Risiken einer kleinen Operation dazu, nämlich Infektionen, Blutungen, Wundheilungsstörungen und weitere mögliche Probleme.
Eventuell gereizte Hautschäden sollten sehr geschont werden, weil sie schnell austrocknen und auch bleibende Verfärbungen auftreten können. Bei neu auftretenden Problemen nach einer Bestrahlung, z. B. Inkontinenz (unwillkürlicher Harn- oder Stuhlabgang), sollte ein Arzt informiert werden. Seeds-Patienten (Brachytherapie der Prostata) brauchen sich im Allgemeinen keine Sorgen zu machen, dass die Strahlen nach außen dringen. Dennoch sollten sie für einige Wochen keine Kinder auf den Schoß nehmen.
Die Erfolgsaussichten der Bestrahlung sind nicht nur von der Therapie selbst, sondern auch von der Ausbreitung und Art des Tumors abhängig. Die durchschnittliche Überlebensrate lässt sich mit der Bestrahlung deutlich verbessern, wenn sie richtig eingesetzt wird. Auch die Seeds-Brachytherapie der Prostata hat eine gute Prognose, in vielen Fällen tritt der Prostatakrebs nicht wieder auf.
Insgesamt häufiger als die Strahlentherapie wird bei bösartigen Tumoren eine Operation durchgeführt. Ebenso kann je nach dem Tumor eine Chemotherapie erfolgen. Darüber hinaus gibt es weitere spezielle oder noch im Experimentalstadium steckende Behandlungsarten für Krebs.
Letzte Aktualisierung am 09.03.2021.