Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebsart bei Männern. Alleine in Deutschland erkranken jedes Jahr über 67.500 Männer an einem Prostatakarzinom. Betroffen sind vor allem Männer jenseits des 50. Lebensjahres.
Bislang waren die Risikofaktoren für Prostatakrebs weitgehend ungeklärt. Die Annahme, wenig sexuelle Aktivität steigere das Krebsrisiko, ist bereits widerlegt. Dass Rauchen, Übergewicht und Alkoholkonsum die Erkrankung fördern können, ist wahrscheinlich, lässt sich aber mit Studien noch nicht eindeutig belegen.
Ein Verdacht scheint sich jedoch jetzt zu erhärten: nämlich der, dass ein Zusammenhang von sexuell übertragbaren Krankheiten (kurz STI) und der Entstehung von Prostatakarzinomen besteht. Basis ist eine Metaanalyse, veröffentlicht in der Cancer Epidemiology, die 47 Studien zu sexuell übertragbaren Krankheiten und Prostatakrebs, die zwischen 1971 und 2011 durchgeführt worden waren, noch einmal unter die Lupe nahm.
Laut den Ergebnissen der Analyse scheinen häufige, meist harmlos verlaufende Infektionen, wie z.B. mit humanen Papillomviren oder Herpes-simplex-Viren, das Auftreten von Prostatakarzinomen nicht zu beeinflussen. Für einige andere Infektionen war das vorliegende Studienmaterial nicht ausreichend, um aussagekräftige Zusammenhänge zwischen Geschlechtskrankheit und Karzinom herzustellen – was im Umkehrschluss nicht heißt, dass keine Verbindung besteht. Bei Gonorrhö (auch bekannt als Tripper) war das Ergebnis allerdings eindeutig. Hier ließ sich eine Steigerung des Krebsrisikos um 20 Prozent verzeichnen. Bei Syphilis zeigt sich bislang nur ein grenzwertig signifikanter Zusammenhang mit Prostatakrebs. Diese und weitere Infektionen, z.B. mit Trichomonas vaginalis, sollen jedoch noch einmal genauer untersucht werden.
Die Wissenschaftler gehen derzeit davon aus, dass vor allem längerfristige oder wiederholte Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten die Entwicklung von Prostatakarzinomen fördern. Kondome können also nicht nur auf einfache Weise STI verhindern helfen, sondern vielleicht sogar vor Prostatakrebs schützen. Abgesehen davon raten Ärzte Männern - auch ohne STI in der Krankheitsgeschichte - regelmäßig zur Vorsorge zur gehen. Für Prostatakrebs, der bereits im (symptomlosen) Frühstadium erkannt wird, bestehen gute Heilungschancen.
aktualisiert am 29.07.2015